Schlagwort: Konzert

Öffentliche Musikschulen. Eine kleine Geschichte vom Chaos

Öffentliche Musikschulen sind in erster Linie Orte, an denen innerhalb eines Ordnungsrahmens – regelmäßiger Unterricht, Vorspiele, Ensemblearbeit und Konzerte – Chaos entstehen darf. Chaos ist die Grundlage für das selbstorganisierte Entstehen von höherwertigen geordneten Strukturen. Aus Ordnung wird Unordnung wird eine höhere Ordnung. Soweit die Systemtheorie.

Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Emergenz. Öffentliche Musikschulen sind Orte für Emergenz. In öffentlichen Musikschulen entstehen neue Verbindungen, die es ohne öffentliche Musikschule nicht gäbe.

Zum Beispiel nehmen dort junge Menschen Musikunterricht und Schwupps gründen ein paar von ihnen eine Band. Oder ein Singkreis entsteht oder ein kammermusikalisches Ensemble. Und die alle – die Band, der Singkreis und das Kammerensemble – musizieren dann: im Sommer auf dem Stadtfest, zu Weihnachten in der Kirche, zum Feuerwehrfest und zum Schützenfest. Selbst organisiert und in einer höherwertigen geordneten Struktur. Faszinierend!

Fragen wir zur Sicherheit Wikipedia: „Emergenz bezeichnet die Möglichkeit der Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente.“ Tja, so isses. Öffentliche Musikschulen beherrschen das Chaos. Wir sind unser Geld wert. Ihre öffentliche Musikschule.

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Öffentliche Musikschule. Wir sind unser Geld wert.

In Hessen arbeiten knapp 70 öffentliche Musikschulen, in Stadt und Land. Fast 3.000 Lehrkräfte unterrichten nahezu 115.000 Schülerinnen und Schüler im Einzelunterricht und im Gruppenunterricht, in Bands, Ensembles und Chören, in der Musikschule und in allgemein bildenden Schulen.

Ja, unsere Arbeit kostet Geld. Wir bezahlen unsere Lehrkräfte, allesamt hochqualifizierte Musikpädagoginnen und Musikpädagogen. Wir bezahlen die Miete für unsere Unterrichtsräume, wir kaufen und pflegen Instrumente, wir bezahlen unsere Noten, wir stemmen pro Jahr mehrere 1.000 Konzerte – vom Vorspiel in unseren Musikschulen bis zu großen öffentlichen Auftritten unserer Schülerinnen und Schüler.

Die Eltern unserer Schülerinnen und Schüler und diese selbst bezahlen den Löwenanteil unserer Arbeit. Unsere Schülerinnen und Schüler bezahlen zwischen 61% und 80% der Gesamtkosten ihrer öffentlichen Musikschule. Land und Kommunen bezuschussen unsere Arbeit mit lediglich 20% bis 36%. So wunderbar das ist, dass die öffentlichen Musikschulen in Hessen ihren Schülerinnen und Schüler so viel wert sind, so schade ist es, dass eben doch der Geldbeutel entscheidet, wer bei uns ein Instrument und Singen lernen kann.

Wir – die öffentlichen Musikschulen in Hessen – erreichen mit jedem Euro öffentlicher Mittel knapp fünf Schülerinnen und Schüler in Hessen. Zum Vergleich: im Bundesschnitt sind das nicht mal drei Schülerinnen und Schüler. Das liegt an zweierlei: die öffentlichen Musikschulen in Hessen erhalten signifikant weniger öffentliche Zuschüsse für ihre Arbeit. Und die öffentlichen Musikschulen in Hessen arbeiten deutlich produktiver als der Bundesschnitt.

Darauf sind wir nicht stolz, doch eines muss gesagt werden: wir wollen mit unserer Arbeit möglichst viele Menschen mit qualifiziertem Musikunterricht erreichen und dafür legen wir uns ins Zeug. Sehr gerne würden wir mit unserer Arbeit noch mehr Menschen erreichen, auch die, die es nicht so dicke haben. Ihre öffentlichen Musikschulen sind ihr Geld wert.

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